Judentum
Viele der Hauptakteure des kulturellen Lebens der Stadt kamen aus der jüdischen Gemeinde, die vor der Verfolgung in Triest wohlhabend und zahlreich war: darunter Schriftsteller wie Italo Svevo und Umberto Saba, Giorgio Voghera, Giorgio Pressburger und Ferruccio Fölkel, der Psychoanalytiker Edoardo Weiss, Philosophen wie Giorgio Fano, die Verleger Emilio Treves und Bobi Bazlen, der Historiker Fabio Cusin, die Wissenschaftler Giuseppe Levi und Pierpaolo Luzzatto Fegiz.
Auf die jüdischen Wurzeln einiger Schriftsteller werden bestimmte Merkmale ihres Werks zurückgeführt: die Neigung zur Selbstanalyse, die oft in Selbstkritik mündet, das daraus resultierende Interesse an der Psychoanalyse, eine besonders hohe Sensibilität, ja sogar eine gewisse Neigung zum Pessimismus. Die Fälle von Svevo und Saba, obwohl beide in ihrem Charakter und ihrem Schicksal weit von den in ihren Familien praktizierten Religionen entfernt waren, wurden oft in diesem Sinne untersucht.
Islam
Die geografische Lage von Triest und die Kontakte mit dem Nahen Osten beeinflussten viele der mit der Stadt verbundenen Schriftsteller, die ein reges Interesse an der islamischen Welt zeigten. Ein Beispiel ist der Brief Lettera a Maometto II von Enea Silvio Piccolomini (1461), ein Schreiben von Papst Pius II. an den Sultan, in dem er ihn zur Konversion auffordert. Man kann aber auch die vielen Seiten heranziehen, die der besonders dem Sufismus zugeneigte Richard Burton in seinem Versepos Kasidah schreibt.
Mit der Lehre der Ismailiten, der schiitischen Strömung, in deren Schoß die Sekte der Assassinen gedeihte, befasst sich der Roman Alamut von Vladimir Bartol, der sein Interesse an der islamischen Lehre auch in der Kurzgeschichtensammlung Al Araf – benannt nach der siebten Sure des Korans – zeigte. Die Begegnung und das Aufeinandertreffen von Islam und Christentum in dem schwierigen Gebiet Bosniens steht im Mittelpunkt von Die Brücke an der Drina und vielen anderen Werken von Ivo Andrić.
Christentum
Spiritualität durchdringt die Seiten der Autoren, die sich zum katholischen Glauben bekannten oder die ein christlich-religiöses Thema gewählt haben. Der Ire James Joyce, der offen gegen die vorherrschende Religion rebellierte, schildert in Ulysses eine Konfrontation zwischen der Toleranz des Juden Bloom und der Intoleranz seiner katholischen Mitbürger. Trotz der Freiheit des Denkens blieb den Horizont des Glaubens vieler slowenischen Autoren unerschütterlich: Kosovel, Pahor, Rebula.
Wie Bartols Alamut bediente sich auch Rebula in Nel vento della Sibilla des Themas der religiösen Toleranz in fernen Zeiten (dem 2. Jahrhundert n. Chr. unter dem Philosophenkaiser Mark Aurel), um über die Gegenwart zu sprechen, insbesondere über den Zustand Sloweniens unter dem jugoslawischen Regime. Das Gleiche gilt für Fulvio Tomizza in seinem Buch Il male viene dal Nord, in dessen Mittelpunkt das Leben des Bischofs von Capodistria (heute: Koper) und späteren protestantischen Reformators Pier Paolo Vergerio des Jüngeren steht.
Eine andere Religiosität
Jenseits traditioneller Glaubensvorstellungen und spiritueller Strömungen hatten viele Schriftsteller ein schwieriges und ambivalentes Verhältnis zum Göttlichen. Joyce brach mit dem Glauben seiner Kindheit, bewahrte sich aber eine starke Faszination für die Liturgie und besuchte während der Osterzeit die griechisch-orthodoxe Kirche in Triest. Svevo bekannte sich zu einem abgeklärten Atheismus, studierte aber das Judentum, las Renans und Strauß’ Leben Jesu und liebte Tolstois christlichen Radikalismus.
Leidvoll und zweideutig war Sabas Beziehung zur Religion, denn er spürte, wie die «zwei Rassen in altem Zwiespalt», das Judentum seiner Mutter und der Katholizismus seines Vaters (und seiner geliebten slowenischen Amme), in ihm kämpften. Das ging so weit, dass er kurz davor stand, zu konvertieren und am Grab seiner geliebten Lina das Vaterunser zu beten.
Ein “natürliches” und synkretistisches religiöses Gefühl zeigt sich in unterschiedlichen Nuancen in der Poetik von Slataper und Däubler.