Die Übersetzungen

«Teils Komplize, teils Konkurrent: Der Übersetzer ist ein echter Mitautor» (Claudio Magris). Eine mehrsprachige Realität wie die von Triest kann das Thema Übersetzungen nicht ausblenden: weltweit übersetzte Autoren wie Svevo, Magris, Bartol und Tamaro, große Übersetzer, aber auch große Verzögerungen und Missverständnisse zwischen den verschiedenen Seelen der Stadt.

Viel Übersetzte Triester

Zu den Top Ten der meistübersetzten Triester Autoren gehört Claudio Magris: Danubio (Donau, 1986) wurde 22 Mal übersetzt, gefolgt von Microcosmi (Die Welt en gros und en détail, 1997) mit 17 Übersetzungen und Alla cieca (Blindlings, 2005), das in 16 Sprachen gelesen werden kann.

Der internationale Erfolg und die Anzahl der Übersetzungen hängt von vielen Faktoren ab.

Susanna Tamaro, Va’ dove ti porta il cuore in edizione giapponese, tedesca, danese, francese
Susanna Tamaro, Va’ dove ti porta il cuore in edizione giapponese, tedesca, danese, francese
Claudio Magris, Danubio in edizione serbo-croata e portoghese / coll. BC Hortis
Claudio Magris, Danubio in edizione serbo-croata e portoghese / coll. BC Hortis

Svevos La coscienza di Zeno (Zenos Gewissen, 1923) wurde in 28 Sprachen übersetzt, brauchte dazu aber fast ein Jahrhundert, während Bartols Roman Alamut (1938) anlässlich der Selbstmordattentate vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten, die das Thema wieder aktuell machten, fast gleichzeitig in 18 Sprachen übersetzt wurde.

An der Spitze der Liste der am häufigsten übersetzten Autoren aus Triest steht Susanna Tamaro mit 34 Versionen von Va dove ti porta il cuore (Geh, wohin dein Herz dich trägt, 1994).

Späte Übersetzungen

Wenn die Mehrsprachigkeit des Triester Gebiets Triest zu einem Ort der Kunst der Übersetzung macht, dann sind die historischen Feindschaften seine Völker wahrscheinlich der Grund für einige eklatante Verkennungen und Verzögerungen, die das gegenseitige Verständnis beeinträchtigt haben. Einige Triester Intellektuelle wie Bobi Bazlen waren sich des Problems sehr bewusst und widmeten ihr Leben der kulturellen Vermischung und Vermittlung.

Der Fall des Schriftstellers Boris Pahor ist dabei symptomatisch: Nekropolis, sein berühmtester Roman, der 1967 erschien, wurde in verschiedenen Ländern übersetzt, darunter auch in Frankreich, was seinen Erfolg begründete. Auf Italienisch erschien er jedoch erst 30 Jahre später, 1997, und erst 2008 wurde er von einem italienischen Verlag (Fazi) angenommen. Mit einer bedeutenden Einleitung von Claudio Magris war Pahor der Erfolg erst im Alter von über 90 Jahren beschieden.

Boris Pahor, Nekropola, 1967 prima edizione slovena | Perelin parmi les ombres, 1990 prima edizione francese / 1997 e 2008 prima e seconda edizione italiana | coll. BC Hortis

Die Vielen Triester Übersetzer

«Zu den kuriosesten Kreaturen, die Grenzen bewohnen, gehören die Übersetzer, die sich für die Sache der freien Menschen einsetzen». Dies schrieb Ervino Pocar aus Piran, der einige der größten Meisterwerke der deutschen Sprache ins Italienische übersetzte, darunter Werke von Kugy und Kafka. Inspiriert von Bobi Bazlen, stand ihm bei der Verbreitung von Kafkas Werk der Schriftsteller, Journalist, Dramatiker, Drehbuchautor und Germanist Alberto Spaini zur Seite, dem auch die italienische Fassung von Werken von Goethe, Hoffmann, Thomas Mann und Leo Perutz zu verdanken ist.

Logotipo della carta intestata di Ervino Pocar | coll. BC Hortis
Logotipo della carta intestata di Ervino Pocar | coll. BC Hortis
Mario Praz, James Joyce, Thomas Stearns Eliot: due maestri dei moderni, 1967 coll. BC Hortis J. R. R. Tolkien, Il Silmarillion nella traduzione di Francesco Saba Sardi, 2015 coll. BC Hortis
Mario Praz, James Joyce, Thomas Stearns Eliot: due maestri dei moderni, 1967 coll. BC Hortis J. R. R. Tolkien, Il Silmarillion nella traduzione di Francesco Saba Sardi, 2015 coll. BC Hortis

Ebenfalls eng mit Triest und der Kunst des Übersetzens verbunden, war Mario Praz, Essayist, Kritiker und Schriftsteller, Übersetzer und Journalist, einer der führenden Anglisten Italiens, der sich auch mit der italienischen, französischen, spanischen, deutschen und russischen Literatur befasste. Er hinterließ den Essay James Joyce, Thomas Stearns Eliot: due maestri dei moderni (1967). Der polyglotte und vielseitige Triester Francesco Saba Sardi, der Mailand zu seinem Mittelpunkt machte, übersetzte aus nicht weniger als sieben verschiedenen Sprachen.

Übersetzen, Übertragen, Übermitteln

Eine Stadt, in der in mehreren Sprachen gesprochen und geschrieben wird und in der die Sensibilität in Bezug auf Übersetzungen und ganz allgemein in Bezug auf die Beziehungen zwischen Sprachen und Kulturen schon immer sehr hoch war, bietet einen perfekten Rahmen für die Entwicklung von Aktivitäten, die das Problem in eine Chance verwandeln.

Die Übersetzer- und Dolmetscherschule “Scuola Superiore di Lingue Moderne per Interpreti e Traduttori” der Universität Triest ist ein gutes Beispiel für das besondere Interesse der Stadt an der Übersetzung. Die unterschiedlichen Hintergründe der Dozenten und die Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Institutionen zeugen von ihrer internationalen Bedeutung. Arabisch, Französisch, Englisch, Italienisch, Niederländisch, Portugiesisch, Russisch, Serbisch/Kroatisch, Slowenisch, Spanisch, Deutsch: ein reicher Fundus an unterrichteten Fremdsprachen, von dem auch die Literatur nur profitieren kann.

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