Wenn der unmittelbarste Bezug zu dem Titel, den Saba für seinen Roman in Versen gewählt hat, Francesco Petrarcas Canzoniere ist, so orientieren sich die Struktur der ersten Ausgabe der Sammlung von 1921 und insbesondere die der Nuovi Versi alla Lina eher am Buch der Lieder von Heinrich Heine. Mit Petrarcas Canzoniere verbindet ihn die Absicht, die Reihenfolge der Gedichte in eine sinnvolle Abfolge des eigenen Innenlebens zu bringen, wie der erste der großen Saba-Kritiker, Giacomo Debenedetti, richtig erkannte. Doch der unmittelbare Bezug auf das große Vorbild der italienischen Lyrik blieb für ihn eine Crux. In Storia e cronistoria del Canzoniere verrät er, dass er an Chiarezza (“Klarheit“) als Titel gedacht hatte, in Anlehnung an Nietzsches Motto «wer sich tief weiß, bemüht sich um Klarheit». Er war der Meinung, dieser Titel passe zu seiner Poesie, die in ihrer Analyse und im Ausdruck so klar ist, aber er befürchtete, er könnte gegenüber der Hermetik, der erfolgreichsten Strömung der italienischen Lyrik seiner Zeit, als polemisch angesehen werden. Der junge Schriftsteller Pier Antonio Quarantotti Gambini, dem er sehr nahe stand, schreibt, dass Sabas Verse «einen epischen Charakter haben, voller Figuren und Fakten, ja voller sich von einem Lied zum nächsten bewegender Figuren und Fakten», stützt Debenedettis kritische Intuition und macht andere Vorschläge für den Titel: Figure e canti oder Canti e figure. Aber am Ende blieb der Canzoniere einfach Canzoniere.