Joyce war sofort vom multiethnischen und multireligiösen Charakter von Triest beeindruckt, das sich so sehr vom katholischen Dublin unterschied. Er besuchte oft die griechisch-orthodoxe Messe in der Kirche San Nicolò und war fasziniert von den ihm unbekannten Ritualen, die er aufmerksam beobachtete und in einem Brief an seinen Bruder Stannie im April 1904 ausführlich beschrieb.
Das Erstaunen und die Neugier, die Joyce 1904 in Triest empfand, ähnelten auffallend denen, die Bloom in Ulysses in “Lotophagen” empfindet, als er das Kommunionsritual in der Kirche All Hallows beobachtet. So wie der Katholik Joyce den griechisch-orthodoxen Ritus beobachtete und ihn seltsam und leicht komisch fand, so beobachtet der Jude Leopold Bloom den katholischen Ritus und findet ihn ebenso bizarr und komisch.
«Der Priester ging an ihnen entlang, murmelnd, das Ding in Händen. Bei jeder blieb er stehen, nahm eine Hostie heraus, schüttelte einen oder zwei Tropfen (ja, liegen die denn in Wasser?) davon ab und schob sie fein säuberlich in den aufgesperrten Mund. Hut und Kopf senkten sich. Dann die nächste: eine kleine alte Frau. Der Priester beugte sich nieder, es ihr in den Mund zu schieben, murmelnd die ganze Zeit. Latein. Die nächste. Augen zu, Mund auf. Was? Corpus. Leib. Leichnam. Guter Einfall, das Latein. Betäubt sie zuerst einmal. Hospiz für Sterbende. Sie scheinen es gar nicht zu kauen: schluckens bloß runter so. Wunderlicher Einfall: Stückchen von einem Leichnam zu essen, wird den Kannibalen sicher schnell einleuchten.»
James Joyce, Ulysses, ‘Lotophagen’ 344-352
[Übersetzung von Hans Wollschläger]