Stanislaus (Stannie) Joyce (Dublin, 1884 – Triest, 1955) kam im Herbst 1905 zu seinem älteren Bruder James (Jim) nach Triest. Dort sollte er den Rest seines Lebens verbringen. Die beiden Brüder hätten unterschiedlicher nicht sein können: der Ältere unbändig, chaotisch und ausschweifend, der Jüngere nüchtern, diszipliniert und genügsam. Von dem Moment an, als er in Triest ankam, unterstützte Stannie James mit seinem Gehalt, seiner Energie und vor allem seiner Geduld und kümmerte sich auch um Nora, Giorgio und Lucia. Spannungen und Momente der verständlichen Verzweiflung waren häufig. Großmütig behütete Stannie seinen Bruder, dessen Gedächtnis und viele seiner wertvollen Dokumente, insbesondere seine Tagebücher. In Finnegans Wake trägt die Figur des steifen Shaun the Postman, Zwillingsbruder des widerspenstigen Shem the Penman (James), mit dem Shaun in ständiger Opposition/Konkurrenz steht, seine Züge.
Der letzte Brief von Joyce an Stannie war auf Italienisch. Anstelle des üblichen «Dear Stannie» begann er mit einem seltenen «Caro fratello» (“Lieber Bruder”) und listete Adressen von Menschen auf, die Stannie während des Krieges hätten helfen können. Zwei Jahre später gab Stanislaus seinem einzigen Sohn den Namen James. Er starb 1955, am 16. Juni, dem Bloomsday. Wie ein Autor treffend erkannte,«war es, als ob ihn sein Bruder noch einmal an seine Seite rief.»
Hefte eines Stannie-Schülers, 1934
Stanislaus Joyce, Dozent an der Universität Triest, 1930-40
Einem Heft von Paolo Cuzzi
Zwei Seiten aus einem Heft von Paolo Cuzzi, der zwischen 1911 und 1913 in der Via Bramante 4 in der Wohnung von James Joyce privaten Englischunterricht erhielt: Zwischen den Zeilen einige handschriftliche Notizen des Schriftstellers.