Richard Francis Burton
Von Indien bis Arabien, von Afrika bis Amerika, von Island bis Istrien – die Welt ist sein duftender Garten..
Als englischer Entdecker, Orientalist, Anthropologe, Archäologe, Diplomat und Schriftsteller ist Burton ein außergewöhnlicher Reisender und Polyglott. Er war einer der ersten Europäer, der 1855 unter dem Namen des afghanischen Arztes Mirza Abdullah Mekka besuchte (Personal narrative of a pilgrimage to El Medinah and Meccah; «Pilgerfahrt nach Mekka und Medina», 1874) und ist die Hauptfigur mehrerer Erkundungen in Ostafrika auf der Suche nach den Quellen des Nils. Als Diplomat war er britischer Konsul in Afrika, Brasilien, Syrien und schließlich in Triest, wo er die erste vollständige Übersetzung von Tausendundeiner Nacht, dem Kamasutra und dem persischen erotischen Gedicht Der duftende Garten verfasste.
Nach seinem Tod bemächtigte sich seine Witwe Isabel Arundell Burton, eine glühende Katholikin, seines materiellen und geistigen Erbes: Sie verbrannte seine Übersetzung des erotischen persischen Gedichts Der duftende Garten und 40 Jahre seiner Tagebücher, um sein Andenken zu schützen. Später schrieb sie eine Biographie ihres Mannes und schenkte der Städt. Bibliothek Triest ein Exemplar mit Widmung.
Burton “erforschte” auch die Gegend um Triest weiträumig und beschäftigte sich in mehreren Schriften mit der Archäologie, der Anthropologie und dem kommerziellen Potenzial des Hafens von Triest. Er stand lange in Kontakt mit dem Naturforscher und Anthropologen Carlo De Marchesetti und führte entscheidende Studien über die prähistorischen Castellieri der Adria, die Thermen von Monfalcone und die Inseln Lissa/Vis und Pelagosa/Palagruža durch.
Isabel Arundell, Richard Burton in Trieste – ph. F. Grenfell Baker – public domain
"Diplomatische" Schriften
Franzosen, Briten, Jugoslawen und wieder Franzosen. Das Umfeld von Triest wirkte sich offenbar günstig auf die Feder der Diplomaten aus.
Stendhal [Henri Beyle]
Stendhal – dessen Pseudonym sich auf die Stadt Stendal bezieht, in der der 1768 in Triest ermordete Kunsthistoriker und Theoretiker des Neoklassizismus Johann Joachim Winckelmann geboren wurde, – war hier für kurze Zeit (25. November 1830 – 30. März 1831) französischer Konsul. Dem Kanzler Metternich verhasst und unter ständiger Beobachtung durch österreichische Agenten, war der Autor von Rot und Schwarz und Die Kartause von Parma von der deftigen Küche, der faden Gesellschaft und der schrecklichen Bora nicht gerade angetan und schenkte der Stadt Triest nicht viel Beachtung. Einzig ihr herrliches Straßenpflaster lobte er. Erhalten geblieben sind einige von ihm hier verfasste Correspondances.
Charles Lever
Burtons Vorgänger als britischer Konsul in Triest war ein damals sehr berühmter irischer Romancier, der mit Charles Dickens konkurrierte. Er schrieb insgesamt etwa 30 Romane, die heute fast vergessen sind. Die bekanntesten sind Charles O’Malley (1840) und Tom Burke of “Ours” (1844). Er war für revolutionäre Themen empfänglich, traf Giuseppe Garibaldi und wurde von Karl Marx verehrt. Er ist in Triest auf dem anglikanischen Friedhof begraben.
Ivo Andrić
Geboren im österreichischen Bosnien, das von der jahrhundertelangen Herrschaft der Osmanen geprägt war, erhielt er 1961 den Nobelpreis für Die Brücke über die Drina, die in der kleinen Stadt Višegrad zwischen dem Ende des 16. Jahrhunderts und dem Ersten Weltkrieg spielt. Zwischen 1922 und 1923 war er Vizekonsul für das Königreich der Slowenen, Kroaten und Serben (dem zukünftigen Jugoslawien) in Triest, wo er einen unvollendeten autobiografischen Roman verfasste: Die vier erhaltenen, langen Fragmente wurden unter dem Titel La storia maledetta («Die verfluchte Geschichte») veröffentlicht.