Joyce in Dublin

Joyce besuchte das Clongowes Wood College in Dublin. Er war der jüngste Schüler der gesamten Schule. Der hinter ihm sitzende Jesuit war Father William Power, der in Ein Porträt des Künstlers als junger Mann als Pater Arnall, Lehrer für Latein und Mathematik, auftreten wird.
> Mit freundlicher Genehmigung des Clongowes Wood College Archive, Dublin

1882
1888

Porträt des Künstlers als Kind

Zehn Brüder, von denen James der älteste ist, ein alkoholkranker, überheblicher und verschwenderischer Vater, eine hingebungsvollem zu früh gestorbene Mutter. Joyce’ Kindheit ist eine Geschichte des allmählichen Abstiegs aus relativ wohlhabenden Verhältnissen in die Mittellosigkeit. Seine Mutter Mary Jane Murray war die Inspirationsquelle für die Figur von Stephens Mutter May Goulding Dedalus in Ein Portrait eines Künstlers als junger Mann. In Ulysses wird ihr Tod zu einer von Stephens Obsessionen und zu einem Leitmotiv des Romans. Am 29. August 1904 schrieb Joyce an Nora: «Meine Mutter wurde, wie ich glaube, durch die Misshandlung von meinem Vater, durch Jahre der Sorgen und durch die zynische Offenheit meines Betragens langsam umgebracht. Als sie im Sarg lag und ich ihr Gesicht sah – grau und vom Krebs zerstört – begriff ich, dass ich in das Gesicht eines Opfers sah, und ich verfluchte das System, das sie zu einem Opfer gemacht hatte».

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James, Tuckuck-Baby

«Es war einmal vor langer Zeit und das war eine sehr gute Zeit da war eine (...)

OFFEN

1889
1892

Ad maiorem Dei Gloriam

Joyce und die Jesuiten

Sein Vater meldete den kleinen James am renommierten,von Jesuiten geleitete Clongowes Wood College an. Er war entschlossen, seinem ältesten Sohn die bestmögliche Ausbildung zu geben. Auch die weiteren Institute, die Joyce besuchte (das Belvedere College und das University College Dublin), wurden von Jesuiten geleitet, die bewusst die neue katholische Führungsschicht Irlands formten. Selbst als sich Joyce von der Religion abwendete und eine kritische Haltung gegenüber dem Klerus entwickelte, behielt er eine hohe Meinung von der Bildung, die er erhielt, und verspürte eine tiefe Faszination für das kirchliche Zeremoniell, die geistliche Musik und die Liturgie.

John Stanislaus Joyce

Die Figur von Stephens Vater Simon Dedalus in Ein Portrait eines Künstlers als junger Mann und (...)

OFFEN

Foto di gruppo di studenti all’University College Dublin. All’amico George Clancy (lo studente col cappello da laureato che gli siede davanti) Joyce si ispirerà per la figura di Davin nel Ritratto dell’artista da giovane. J. F. Byrne, invece (non presente in questa foto), il suo migliore amico al college assieme a Clancy, diventerà Cranly > gentile concessione University College Dublin - Curran Collection — Gruppenfoto von Studenten am University College Dublin. Von seinem Freund George Clancy (dem Studenten mit dem Abschlusshut, der vor ihm sitzt) ließ sich Joyce zur Figur des Davin in Ein Porträt des Künstlers als junger Mann inspirieren. J. F. Byrne, zusammen mit Clancy sein bester Freund am College, (auf diesem Foto nicht zu sehen) wird zu Cranly. > Mit freundlicher Genehmigung des University College Dublin - Curran Collection

Unter: Der Martello-Turm in Sandycove auf einem Foto aus dem frühen 20. Jhd. In diesem Gebäude, in dem Ulysses beginnt, lebte Joyce für kurze Zeit mit Oliver St. John Gogarty, dem berühmten, «stattlichen und feisten» Buck Mulligan aus den Anfangszeilen des Romans. > coll. National Library of Ireland, Dublin

Der Martello-Turm in Sandycove auf einem Foto aus dem frühen 20. Jhd. In diesem Gebäude, in dem Ulysses beginnt, lebte Joyce für kurze Zeit mit Oliver St. John Gogarty, dem berühmten, «stattlichen und feisten» Buck Mulligan aus den Anfangszeilen des Romans. > coll. National Library of Ireland, Dublin

1893
1903

«Non serviam»

Nachdem er sein Studium im Oktober 1902 mit mittelmäßigen Noten abgeschlossen hatte, erlebte Joyce eine schwierige Zeit, die auf die prekären familiären und wirtschaftlichen Verhältnisse und das Gefühl der Entfremdung in seiner Heimat zurückzuführen war. Er fand keine Inspiration in der damaligen irischen Literatur, zu deren nationalistischen Instanzen er eine Distanz fühlte. Er beschloss, Dublin zu verlassen. Im Jahr 1903 kam er nach Paris, eigentlich um sein Medizinstudium fortzusetzen. Er sammelte etwas Geld, indem er Rezensionen für den Dubliner “Daily Express” schreib, aß wenig, las viel und lernte andere Auswanderer, Künstler und Intellektuelle kennen. Darunter auch Theodor Däubler aus Triest, von dem er beinahe zu einem Duell herausgefordert wurde.

Brief von Stanislaus Joyce an Italo Svevo

Brief von Stanislaus Joyce an Italo Svevo, Triest, 18. Januar 1927 > coll. Svevo Museum - (...)

OFFEN

1903
1904

Nora

Der Aufenthalt in Paris fand am Abend des 10. April 1903 ein jähes Ende, als Joyce in seinem Zimmer ein Telegramm seines Vaters vorfand, in dem steht: «MOTHER DYING COME HOME FATHER». Am darauf folgenden Tag kehrte er überstürzt nach Hause zurück. Das Leben in Dublin erwies sich als immer schwieriger. Als er am 16. Juni 1904 das junge Zimmermädchen Nora Barnacle kennenlernte und sich in sie verliebte, beschloss Joyce, sie in einen neuen, radikaleren Fluchtplan einzubeziehen: Am 8. Oktober 1904 verließ das Paar Dublin. Joyce sollte – außer für kurze Aufenthalte – nie wieder dorthin zurückkehren, doch für den Rest seines Lebens darüber schreiben.